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30 JAHRE FORD GRANADA
UND FORD CONSUL
Im Mai 1971 entdeckte ein emsiger Reporter der autozeitung die ersten Ford Consul/GranadaErlkönige auf der Autobahn Köln-Düsseldorf. Vage Einzelheiten drangen somit an die Öffentlichkeit,
untermalt von Skizzen eines bullig wirkenden Autos, die dem späteren Original schon nahe kamen.
Der Name „Consul“ geisterte durch die Medien, der aber schon bald darauf mit einem neuen
Vorschlag von der Zeitschrift mot verdrängt wurde: „Granada soll er heißen“. Die Skizzen und
Zeichnungen zur Erlkönig-Kurzstory in der mot waren noch präziser und entsprachen - bis auf die
Doppelscheinwerfer - dem Original.
Die ersten Fotos der 17m- und 20m-Nachfolgemodelle, die „jetzt als Prototypen immer öfter über die
deutschen Autobahnen huschen“ (autozeitung August 1971), wurden geschossen. Auf diese Weise
gelang Anfang Januar 1972 der Schnappschuss eines Fastback-Coupés, das einen breiten seitlichen
Hüftschwung zeigte und somit das amerikanische Hop-Bop- (oder Coke-Bottle-) Design eines 67er
Buick Wildcat- oder Chevrolet lmpala-Coupés imitierte.
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Da die Ford-Werke ihren jüngsten Spross vor der neugierigen Pressemeute kaum noch verbergen
konnten, gingen die Kölner am 4. Februar 1972 zur Offensive über: Ein 500 Meter langer „FordSpanien-Express“, beladen mit 72 Ford Consul-Granada, begann seine 2.500 Kilometer lange Reise
nach Marbella in Spanien zur Pressevorstellung. Vorher bekamen jedoch die von Ford herbeizitierten
Fotografen und Reporter noch einmal Gelegenheit, die Neufahrzeuge im Bild festzuhalten. Nach nur
vierjähriger deutsch-britischer Entwicklungszeit war - bis auf die Motoren - eine völlige Neukonstruktion unter dem Code MH (Medium-Hummer, Nachfolge Zephyr/Zodiac Mark IV bzw.
17m/20m/26m) entstanden, die insgesamt eine halbe Milliarde Mark verschlungen hatte. Das intensiv
getestete Endprodukt konnte sich jedenfalls sehen lassen!
Berechtigterweise - und den Ford-Europa-Gedanken anklingend - versprach Ford in einer ersten
Werbung: „Europas Spitzengruppe hat Konkurrenz bekommen. Ford Granada“. Als Spitzenmodell
GXL war er in der viertürigen Limousinen- sowie in der zweitürigen Coupé-Version zu haben - wobei
letztere kurioserweise „Fastback-Limousine“ genannt wurde. Als „normaler“ Ford Granada verfügte er
zusätzlich über den „Luxus seiner fünften Tür“ und nannte sich schlicht „Granada-Turnier“. Seinen
,,kleinen Bruder“ betitelten die Ford-Werbetexter durch die Ausstattung als „Freizeit-Consul“.
Trotzdem konnte er dem Ford Granada-Kombi motorenmäßig das Wasser reichen: Für 670 Mark
Aufpreis gab es den 3-Liter-V6-Essex-Motor mit 138 PS!
Die Basis-Version des Ford Consul hingegen begnügte sich mit der 1,7-Liter-Version eines bekannten
und bewährten Triebwerks: dem V4 mit 75 PS. Als direkter Nachfolger des 17m P7b übernahm er
dessen Basis-Motor. Ebenfalls vier Zylinder hatte die 2-Liter-Version - und wurde somit als
Reihenmaschine enttarnt. 99 PS brachten den Ford Consul gegen Aufpreis auf Trab.
Die 2,3-Liter-V6-Maschine mit 108 PS war ebenfalls auf Wunsch erhältlich - Basis beim Ford
Granada, dessen 2,6-1-Motor dem Ford Consul aber vorenthalten blieb.
Sportlich ging es im Ford Consul GT zu, dessen Serienmaschine der 108-PS-V6-Motor war, und der
den 3-Liter-Essex-Motor als Variante bot. Den GT gab es als viertürige Limousine und zweitürige
Fastback-Limousine. Das schon von den M-Modellen her bekannte Baukastensystem ermöglichte
auch bei den neuen Wagen zahlreiche Ausstattungsvarianten. Den Ford Consul konnte man in der
Standard-Version erwerben, als L oder GT, den Ford Granada in der Basis-Version oder in der noblen
GXL-Variante.
Vom Feinsten war auch das Fahrwerk: „Den Luxus einer hochkarätigen Technik ... für ein souveränes,
gelassenes, entspanntes Fahren“, lautete es im Prospekt. Das Auto hielt, was die Werbung versprach.
Denn besonders die aufwendig konstruierte Hinterachse - Einzelradaufhängung an
Doppelquerlenkern und Schraubenfeder, Zugstreben, Querstabilisator und doppelt wirkende
Teleskop-Stoßdämpfer - machte das Fahren in einem Ford Consul-Granada zum Vergnügen.
Nicht umsonst war die Presse voll des Lobes über die neue Ford-Generation. „Sensation“ hieß es da,
und „Bremst Ford den Opel aus?“ fragte berechtigterweise die autozeitung. Und selbst auto motor und
sport resümierte: „Consul und Granada ... verkörpern das Beste, das Ford bisher in dieser Klasse
anzubieten hatte“. Die „Ford-Bildung“ hatte sich gelohnt – die Ford Consul-Granada-Baureihe setzte
neue Maßstäbe im Automobilbau der europäischen Ford-Werke.
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Modifikationen und Neuerungen seit Einführung der
Ford Consul/Granada-Modellreihe im März 1972
März 1973
Einführung der zweitürigen Limousine; die „Fastback-Limousine“ darf sich jetzt „Coupé“ nennen.
1,7-Liter-V4-Motor mit 65 PS
Januar 1974
Einführung des „geraden“ Coupés; die Hüftschwung-Version wird ausgemustert;
Ford Granada-Basis: XL
Februar 1974
Einführung des Ford Granada-Ghia; 2-Liter-V6/90 PS ins Programm aufgenommen
(für Consul/Granada)
Oktober 1974
Ford Granada-Coupé jetzt auch als Ghia (bisher GXL)
März 1975
Neue Modellreihe: Ford Granada; Ford Consul entfällt.
Kennzeichen: Schwarzer Kühlergrill, schwarzlackierte Türfensterrahmen, geänderte Seitenzierleisten.
Ausstattungsvarianten: Basis, L, GL, Ghia; S-Paket ab 2,3-Liter.
Motoren: 1,7-Liter-V4-LC/70 PS und HC/75 PS; V6: 2,0 Liter/90 PS, 2,3 Liter/108 PS,
2,6-Liter/125 PS, 3,0 Liter/138 PS
August 1975
Ausstattungsvariante GLS beim Turnier
Oktober 1976
Neues Triebwerk: 2,8i/150-PS-V6 mit Bosch-Jetronic-Benzineinspritzung
August 1977
Bauende des „runden“ Ford Granada
September 1977
Einführung des „eckigen“ Ford Granada (Granada II)
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Ausstattungs-, Karosserie- und Motorvarianten der
Ford Consul/Granada-Modellreihe (1972-1975)
Ausstattung
Ford Consul: Basis, L, GT
Ford Granada: Basis (bis 1974), XL (ab 1974), GXL, Ghia (ab 1974)
Karosserie
Limousine zweitürig (1973), Limousine viertürig, Fastback-Limousine/Coupé (1972/ab 1973),
Turnier fünftürig
Motoren
1,7-Liter-HC-V4/75 PS, 1,7-Liter-LC-V4/65 PS (ab 1973), 2,0-Liter-HC-OHC/99 PS,
2,0-Liter-HC-V6/90 PS (ab 1974), 2,3-Liter-HC-V6/108 PS, 2,6-Liter-HC-V6/125 PS,
3,0-Liter-V6-Essex/138 PS
Anmerkungen
Ford Consul GT nicht als Turnier, Ford Consul GT nur mit 2,3-Liter-V6 oder a.W. mit 3,0-Liter-V6
Essex; Ford Granada GXL und Ford Granada Ghia nicht als Turnier; geänderte Coupé-Form für
Ford Consul und Ford Granada ab 1974 („gerade“). 1,7-Liter-V4 und 2,0-Liter-OHC nur im Ford
Consul; 2,6-Liter-V6 nur im Ford Granada; Ford Granada ab 2,3-Liter-V6
Nur der Ford Consul GT hat das mit dem Ford Granada identische Kombi-Instrument
Produktion
ca. 335.000 Einheiten (Ford Consul/Granada)
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Ausstattungs-, Karosserie- und Motorvarianten der
Ford Consul/Granada-Modellreihe (1975-1977)
Ausstattung
Basis, L, GL, Ghia; S-Paket (ab 1975, Granada S, LS, GLS, Ghia S)
Karosserie
Limousine zweitürig, Limousine viertürig, Coupé, Turnier fünftürig
Motoren
1,7-Liter-LC-V4/70 PS, 1,7-Liter-HC-V4/75 PS, 2,0-Liter-HC-V6/90 PS, 2,3-Liter-HC-V6/108 PS,
2,6-Liter-HC-V6/125 PS, 2,8i-V6/150 PS, 3,0-Liter-V6-Essex/138 PS
Anmerkungen
Ford Granada und Ford Granada L bis 2,3-Liter-V6, Ford Granada GL ab 2,0-Liter-V6, Ford Granada
Ghia ab 2,3-Liter-V6; 1,7-Liter-V4 nur Ford Granada und Ford Granada L vorbehalten; 2,8i bei Ford
Granada und Ford Granada L nur in Verbindung mit dem S-Paket; 2,8i anfangs ohne AutomatikGetriebe
Produktion
ca. 417.000 Einheiten
Besonderheiten Ford Consul/Granada
Taxi-Paket nur für Vier-Türer (und ggf. für Turnier); Krankentransportwagen von Miesen;
Bestattungswagen von Pollmann und Welsch & Sohn; weiterer Einsatz bei Feuerwehr
(Kommandowagen), Polizei (Streifenwagen, Autobahnpolizei) und Bundesgrenzschutz.
Export in die USA von 1973 bis 1975, Verwendung eines 2,8-Liter-V6-Vergasermotors. Die
Einstellung des Exports wird bedingt durch die Einführung des amerikanischen Ford Granada-Modells
in den USA, das zum Modelljahrgang 1975 vorgestellt wird und mit dem europäischen Pendant außer
dem Namen nichts gemein hat.
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Aus der britischen Ford Consul/Granada-Geschichte ...
Der Name Consul hat bei Ford in Großbritannien Tradition: 1950 lanciert die englische Ford-Tochter
den ersten Ford Consul - zusammen mit dem 6-zylindrigen Zephyr. Berühmt geworden ist der Ford
Consul durch die erstmalige Verwendung der sogenannten McPherson-Federbeine. Als Ford Consul
Capri beendet der Name 1964 seine Karriere. Doch schon 1968 taucht er in Verbindung mit dem
Projekt MH wieder auf.
Im britischen Ford-Werk Dagenham laufen die rechtsgesteuerten Ford Consul/Granada ab 1972 vom
Band. Im Juli 1976 wird die Produktion zugunsten des Ford Fiesta eingestellt. Ab diesem Zeitpunkt
werden alle Ford Granada-Modelle (auch Ford Granada MK II) für Großbritannien bei Ford in KölnNiehl hergestellt.
Der „runde“ Ford Granada in Großbritannien
(Ausstattung, Karosserie, Motoren)
Bauzeit
1972-1975/1975-1977
Ausstattung
Ford Consul: Basis, L, GT, Estate
Ford Granada: Basis (bis 1974), XL (ab 1974), GXL, Estate, Ghia (ab 1974) /Basis, L, GL, S, Ghia,
Estate
Karosserie
Limousine viertürig, Kombi fünftürig (ab September 1972), Coupé (ab Juli 1974, nur Ghia);
Sondermodell Economy ab Februar 1976
Motoren
2,0-Liter-V4-Essex/82 PS (bis Juli 1974), 2,0- Liter-HC-OHC/98 PS (ab Juli 1974 im Ford Consul,
ab Mai 1975 im Ford Consul Estate und in Ford Granada, Ford Granada Ghia Saloon und im Coupé),
2,5- Liter-V6-Essex/120 PS, 3,0-Liter-V6-Essex/138 PS
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Anmerkungen
2,0-Liter-V4-Essex nur dem Ford Consul vorbehalten; 3-Liter-V6-Essex nur im Ford Consul GT; BasisMotor des Ford Granada/Granada GXL: 2,5-Liter-V6-Essex (bis April 1973; dann 3-Liter-V6-Essex);
2,0-Liter-OHC nur in Ford Granada, Ford Granada L und Ford Granada GL; Ghia und GLS ab 3,0Liter-V6-Essex; Ford Granada Estate ab 1975: 2-Liter-OHC, 2,5-Liter/3,0-Liter-Essex-V6. GXL nur mit
Automatik. „Estate“ bezeichnet die Kombi-Version
Besonderheiten
Von 1976 bis 1978 verlängert der Karrossier Coleman Milne den (runden) Ford Granada: Limousine
und (angeblich) Coupé um 630 mm. Bezeichnungen der Limousine: Coleman Minster und Coleman
Grosvenor V.
Im Juli 1976 stellen die britischen Ford-Werke die Produktion des Ford Granada zugunsten des Ford
Fiesta ein; die restlichen „runden“ Granada werden für Großbritannien in Köln hergestellt - wie auch
der spätere Ford Granada MK II.
In Großbritannien führen die (Consul-) Granada-Modelle die zusätzliche Bezeichnung MK I (19721977) und MK II (1977-1985)
Produktion
ca. 123.000 Einheiten, davon ca. 65.000 Ford Consul (davon ca. 6.000 Estate) und ca. 51.000 Ford
Granada (davon ca. 8.000 Estate)
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